Pünktlich am 11.11. um 11.11 Uhr sind Hannovers Narren mit Pauken und Trompeten ins Rathaus marschiert und haben den symbolischen Schlüssel für das Verwaltungsgebäude in Empfang genommen. "Dann regiert mal schön", meinte Bürgermeister Thomas Hermann.
Hannover. Zum ersten Mal repräsentiert eine komplette Prinzenfamilie den hannoverschen Karneval. Sascha Glade und seine Frau Claudia sowie die Kinder Jason und Fiona haben schon am Sonnabendmorgen um 9.11 Uhr im Gobelinsaal des Rathauses die königlichen Weihen empfangen. Die Familie gehört seit Langem der Karnevalsgemeinschaft Eugenesen Alaaf Hannover-Mittelfeld an.
Richtige Prinzen für alle hannoverschen Narren sind die Glades aber erst, wenn sie proklamiert werden. Das bedeutet: Das Komitee Hannoverscher Karneval muss die Familie als offizielle Repräsentanten aller zwölf Narren-Vereine ausrufen. „Wir haben Sascha Glade und seine Familie zuvor genau geprüft, ob sie sich eignen“, sagt Ronny Jackson, Präsident des Komitees, augenzwinkernd. Eine Narrenkür scheint eine ernste Sache zu sein.
Die Proklamation findet traditionell auf der großen Freitreppe in der Rathaushalle statt. Komitee-Präsident Jackson verkündet feierlich, dass Hannover nun ein Prinzenpaar habe, und dann zeigen Tanzgruppen verschiedener Vereine ihr Können. Nicht wenigen Tänzerinnen dürfte ein bisschen Bewegung recht sein, sind sie doch zuvor vom Alten Rathaus bis zum neuen Verwaltungssitz durch eiskalten Regen marschiert. Auf den Treppen und Galerien klatschen Hunderte Zuschauer mit, immer wieder schallt ein „Hannover, Helau“ durch die Halle. Nach etwa einer Stunde ist die fröhliche Narretei im Rathaus vorüber. Am Sonnabendabend starten die Karnevalisten ihre erste Prunksitzung im Hangar No. 5.
"Die alten Menschen sind immer entzückt"
Die richtige Arbeit beginnt jetzt erst. Auf die Prinzenfamilie warten bis zum Aschermittwoch mehr als 80 Veranstaltungen. Sie müssen alle Prunksitzungen der zwölf Karnevalsvereine in Hannover begleiten und besuchen etliche Seniorenheime. „Die alten Menschen sind immer entzückt, besonders von den Kindern in ihren Kostümen“, sagt Anja Zschaubitz, Sprecherin der Eugenesen.
Die Prinzen-Proklamation bringe jedes Jahr im düsteren November Farbe ins Rathaus, meint Bürgermeister Thomas Hermann. Er lobt die Tradition, die ein altes Brauchtum sei und mit großem ehrenamtlichen Engagement aufrechterhalten werde. „Der Karneval steht auch für sozialen Zusammenhalt“, sagt Hermann. Im Übrigen seien Narren im Rathaus nichts Ungewöhnliches, als Ratsvorsitzender könne er das beurteilen. „Nun regiert mal schön!“, ermunterte Hermann die Narren – vielleicht mit Blick darauf, dass im Rathaus jüngst nicht alles ganz rund lief.
Quelle: HAZ.de / Andreas Schinkel